Julia Servay begeistert vom Teamgeist der Nationalmannschaft

Die Straßen-Europameisterschaften 2024 fanden Anfang September in der belgischen Provinz Limburg statt. Mitten drin im Team der Deutschen Juniorinnen: die 16-jährige Julia Servay vom RSC Biberach. Sie fährt seit dieser Saison bei den Juniorinnen, also der U19 Klasse, und wurde im November 2023 für den Kader der deutschen Nationalmannschaft nominiert. Wie es ihr bei ihrer ersten Straßen-Europameisterschaft mit dem deutschen Team erging, wie die Rennen liefen und was für sie ganz besonders war, erzählt sie im folgenden Interview.

Am 9. September ging es für Dich nach Belgien zur EM, was war geplant und wie liefen die ersten Tage ab?

Julia Servay: Am Montag war Anreise und dienstags wurde Vorbelastung für das Zeitfahren, das am Mittwoch anstand, gefahren. Leider habe ich beim Zeitfahren keinen Rhythmus gefunden und konnte nicht die erwartete Leistung abrufen. Die Beine haben sich gut angefühlt, aber am Ende erreichte ich nur Platz 29 mit 1:30 min. Rückstand auf die Erstplatzierte. Da war ich schon ziemlich enttäuscht. Heute kann ich sagen, ich bin froh und dankbar, dass ich beim Rennen dabei sein durfte und diese Erfahrung mitnehmen konnte.

Wie ging es dann die nächsten Tage weiter?

Julia Servay: Von Donnerstag bis Samstag hatte ich kein Rennen. Das bedeutete, nach dem Training hatten ich genügend Zeit für und mit meinen Teamkolleginnnen. Wir sind eine gute Truppe, harmonieren wunderbar und es hat sehr viel Spaß gemacht. Sportlich konzentriert haben wir uns auf das Straßenrennen am Sonntag über 73 Kilometer.

Ein tolles Team: Deutschland Kader der Juniorinnen U19 mit Julia Servay (zweite von rechts) vom RSC Biberach. (Foto: Privat)

Wie habt ihr euch auf das Straßenrennen vorbereitet?

Julia Servay: Als Mannschaft haben wir uns viele Gedanken zur Taktik gemacht. Wir hatten uns ein klares Ziel gesteckt: Mit Messane Bräutigam, unsere Leaderin, in den Massensprint zu gehen. Dementsprechend haben wir anderen 5 Fahrerinnen alles dafür getan sie zu schützen, Attacken zu kontern und am Ende einen Sprintzug aufzubauen. Im Rennen hat alles sehr gut funktioniert. Auch ich bin einige Attacken zugefahren und habe öfters das Feld von vorne versucht zu kontrollieren. Unser Leadout, welches Joelle Messemer und Judith Rothmann auf dem letzten Kilometer gefahren sind, war perfekt. Messane Bräutigam erreichte den zweiten Platz, also die Silbermedaille, worauf wir sehr stolz sind.

Julia Servay (vorne, orangenes Rad) bei ihrer ersten Straßen-Europameisterschaft im Team der deutschen Juniorinnen. (Foto: Privat)

Das hört sich gut an. Wie lief das Rennen für Dich? Also welche Platzierung konntest du erreichen?

Julia Servay: Leider gab es circa 200 Meter vor dem Ziel einen Massensturz in den ich verwickelt war. Zum Glück ist mir nichts Schlimmeres passiert, aber bis man wieder auf dem Rad ist, hat man natürlich einige Positionen verloren. Am Ende kam ich auf Platz 54 ins Ziel. Mit dem Rennen bin dennoch absolut zufrieden, denn als Team haben wir alles erreicht was wir uns vorgenommen hatten.

Du hast beschrieben, wie toll die Stimmung im Team war. Gab es weitere besondere Momente während der Europameisterschaft in Belgien?

Julia Servay: Ja, definitiv! Das gemeinsame Bowling war super lustig und wir haben gemerkt, dass wir nicht nur auf dem Rad, sondern auch privat gut harmonieren. Das ist bei einem Teamsport natürlich von Vorteil. Für mich war es natürlich auch ein ganz besonderes Gefühl mit den Profis wie Nils Politt oder Liane Lipperts gemeinsam vor Ort zu sein, abends gemeinsam zu Essen und die Möglichkeit zu haben, sich mit ihnen auszutauschen. Für mich auch neu und wirklich beeindruckend: der Bora Bus, der uns vor dem Rennen zur Verfügung stand, um uns dort fertig zu machen. Daran könnte ich mich gewöhnen. Und mir fällt noch ein weiterer Punkt ein: Das Feeling in Belgien zu fahren, mit viele radsportbegeisterten Zuschauern insbesondere auch Kinder und Jugendliche, die einen angefeuert haben, nach Bildern, Flaschen, Trikots oder Autogrammen gefragt haben. Das hatte ich so in Deutschland noch nie erlebt.

Wow, das hört sich nach einer guten Woche an. Ein herzliches Dankeschön für die Einblicke zu deiner ersten Straßen-Europameisterschaft mit dem deutschen Team. Der RSC Biberach ist sehr stolz auf die Juniorinnenfahrerin Julia Servay.